Am Pier

Zuhause ist es doch am Schönsten.

Nachdem die ersten Tage ja durchaus vom Chaos gezeichnet waren (oder wenigstens davon gestreift wurden), ist nun so etwas wie Routine eingekehrt. Wir stehen so um 10 auf, kümmern uns um die Bedürfnisse von Vier- und Zweibeiner und gehen danach alle zusammen auf den grossen Spaziergang/die grosse Wanderung.

Auch Normalität ist nicht immer normal.

Was sich aber vom den anfänglichen Chaos in die neue Routine herüber rettet ist die Unbeständigkeit des Wetters. Auch wenn wir die erste Wanderung grösstenteils trocken überstehen (Nur 15 von 120 Minuten werden verregnet), wechselt das Wetter über den Tag doch hin und her. Und typisch für das Westküstenwetter: Das kann ganz schön schnell zwischen den Extremen pendeln. Das ist zwar ganz normal hier, fühlt sich aber wenigstens für uns nicht ganz normal an.
Die Wanderung selbst ist übrigens sehr schön. Hier kannst du lesen, wie das vor sich ging:

Häuslich werden.

Nach der Wanderung gehen wir noch kurz Lebensmittel einkaufen und dann zurück in die Villa Kunterbunt (ja, so nennen wir unser Feriendomizil nun; vielleicht nicht sonderlich kreativ, aber für uns irgendwie extra passend). Jetzt, da ein funktionierender Herd da ist, können wir auch kochen. 

Abends geht es dann nochmal auf einen Spaziergang in der unmittelbaren Nähe der Villa. Es zieht uns wieder zum selben Badesteg für ein paar schöen Fotos. Allerdings verhindern die Wolken etwas, dass sich die Farben am Himmel richtig entwickeln wollen. Egal, schön ist es trotzdem. Und die Unzuverlässigkeit des Wetters zeigt sich auf dem Rückweg sehr zuverlässig und schüttet nochmal etwas Wasser aus. Egal. So scheint es nun zu sein.

Neuer Tag, neues Glück?

Der Folgetag beginnt vielversprechend: Zwar ist es bewölkt und windig, aber die Sonne drückt heute deutlich durch. So können wir unsere Version des morgendlichen Erwachens im eigenen Garten hinter dem Haus starten . So gefällt uns das.

Sobald alle 3 wach, geputzt und bereit sind, setzen wir uns ins Auto und fahren ins nahegelegene Billingsfors für unsere heutige Wanderung entlang der Schleuse 20:

Warum denn in die Ferne schweifen?

Auch an diesem Tag gedenken wir, den Abendspaziergang von der Villa ausgehend zu starten. Eine kurze Lektüre von Google maps sagt uns dann auch, dass wir über den benachbarten Bauernhof gehen können und theoretisch an den See finden sollten. Das probieren wir heute aus. Und tatsächlich, es klappt. Der Weg wird zwar im letzten Drittel auf eine Traktorspur um flachen Gras reduziert, aber es ist klar ein von Menschen gemachter Weg. Wir finden zu einem weiteren Badesteg und setzen uns da ne Weile hin und geniessen das späte Licht.

Gerade als wir wieder loslaufen wollen, kommt uns eine ältere Dame mit Wanderstöcken entgegen und spricht uns ziemlich unhöflich an. Wie es sich raustellt, ist das hier Privatbesitz (gehört zum Bauernhof) und überhaupt, was uns hier so einfällt. Ich antworte mit grösster Anstrengung (um höflich zu bleiben), erkläre unsere Absichten und unser Dasein. Und nach rund 10 Minuten hin und her kommt sie zum Schluss, dass wir wohl doch zu den Anständigen gehören… aber die Deutschen… und die Engländer… stören hier immer und lassen Abfall zurück. Aber sie glaubt nun, dass wir vielleicht doch in Ordnung sind.

Die ganze Problematik dahinter ist das sogenannte Allemansrätt (Jedermansrecht), das im Grundgesetz Schwedens verankert ist. Hier darf man nämlich auch über privaten Grund und Boden gehen, sofern dies in der freien Natur ist und nicht gerade der spiessbürgerische Vorgarten von einem Haus. Davon will die gute Frau aber nichts wissen. Oder wenigstens vor uns Fremden nicht nachgeben. Egal. Wir laufen zurück und entscheiden uns dafür, diese Ecke künftig zu meiden. Auch wenn das Gespräch am Endebeinahe freundlich ausgeht,

Am iväg zuhause

Die Villa Kunterbunt: Unser Zuhause.

Naja, wenigstens fühlt sich die Villa Kunterbunt jetzt so richtig wie Zuhause an. Und hier ist es nach dieser Erfahrung für heute definitiv am Schönsten. Joya liegt im Tiefschlaf zu meinen Füssen, Jasmin liest ein Buch und ich haue in die Tasten. Schliesslich sollt ihr ja auch was davon haben. Es ist schon spät, aber ein Blick nach draussen erinnert mich daran, dass es hier ja nicht ganz dunkel wird. Als Ende Gelände und gute Nacht.

Villa Kunterbunt: Unser Zuhause
Schleuse 20

Schleuse 20: Am Dalslandskanal

Auf zur Schleuse 20.

Die heutige Wanderung ist eine Teil-Reprise: Es zieht uns heute nach Billingsfors. Unser heutiges Highlight ist die Schleuse 20. Die haben wir aber bereits letztes Mal besucht, als wir die Wanderung beim Brända berget gemacht haben. Und eigentlich ist die Wanderung auch mehr ein Spaziergang. Also wenigstens bezüglich Distanz und Schwierigkeitsgrad ist dies nicht mehr als Zuhause ein alltäglicher Hundespaziergang. Da aber eben ohne die Schleuse 20.

Das wilde Wasser.

Gleich 5 Minuten nach dem Parkplatz erreichen wir den Kanal. Endlich wieder Wasser von unten. Die letzten Tage gab es das Wasser vornehmlich von oben. Ok, auf der Wanderung zum Lysetjärnen hatten wir auch Wasser von unten, aber dann ja eben auch von oben.

Der Kanal ist wunderschön gestaltet: Auf der einen Seite das wilde Wasser, auf der anderen der begradigte und beruhigte Kanal für die Schiffe. Auf dem Grünstreifen dazischen können wir gemütlich vom Beginn der Schleuse zu oberen Ende spazieren. Joya kann sich die Füsschen abkühlen und wir können mal ein paar Meter ohne Leine machen. Sie kann ja zwischen den zwei Wasserwegen keinen Unfug anstellen.

Die Eisenbahnbrücke.

Nach der Schleuse gehen wir über eine enge Brücke rüber ans Festland. Dabei kriegen wir einen guten Ausblick über eine schöne Eisenbahnbrücke. Obwohl diese einen Eindruck à la „lost place“ macht (besonders die Schienen), fahren da immer noch Züge durch.

Was an anderen Orten undenkbar scheint, ist hier normal: Der Wanderpfad kreuzt die Schienen ohne Signallicht, Barriere oder ähnliche Schutzmassnahmen. Letztes Mal war es noch etwas mulmig, heute ziehen wir da bendenkenlos dran vorbei (ok, ich habe 2 Mal in beide Richtungen geguckt…).

Nach der Schleuse 20: Der Bengtsbrohöljen.

Eigentlich würde die von Komoot vorgeschlagene Runde hier nun umkehren. Für uns ist das etwas zu kurz. Also gehen wir dem See entlang noch etwas weiter. Hier können wir auf einer breiten Strasse mal etwas entspannter und bequemer wandeln. An der exakt selben Stelle wie das letzte Mal machen wir eine Pause. Schliesslich möchte ich auch mein unbemanntes Luftvehikel auspacken und ein paar Aufnahmen machen. Und genau hier ist es perfekt. Also dann heben wir ab.

Nach etwa 10 Minuten ist der Spuk vorbei und wir kehren um. Auf dem Rückweg verlassen wir leider das Wasser und gehen durch den Wald. Es ist zwar schön in diesem Wald, aber er ist doch nicht richtig wild und kann damit auch mit dem Zauber des Wassers hier für einmal nicht mithalten.

Zurück beim Auto nützen wir die Wassernähe nochmal aus und lassen unsere Kleine noch mal ausgiebig trinken, bevors ins Auto und damit zurück zur Villa Kunterbunt geht.

Lysetjärnen

Bengtsfors-Lysetjärnen

Die erste richtige Tour: Von Begtsfors zum Lysetjärnen.

Nach den ersten Tagen hier im neuen Heim (Wir sollten vielleicht einen Namen dafür suchen?) und den „Startschwierigkeiten“ haben wir heute unsere erste Entdeckungstour gestartet. Wir wollten etwas Neues probieren aber auch nicht gleich übertreiben. Schliesslich möchten wir unser Fellbaby ja nicht überfordern (und auch nicht die eigene Fitness). Also haben wir uns etwas rausgesucht aus der Kategorie „klein und fein“.
Also ab ins Auto und rauf nach Bengtsfors. Von da aus wandern wir gemütlich zum Lysetjärnen.

Freilichtsmuseum und die erste Aussicht.

Joya im Freilichtmuseum

Von der Jugenherberge aus gehen wir durch den Wald hoch zum Gammelgård. Dieses Freilichtmuseum besteht aus verschiedenen, traditionellen Gebäuden aus der Vergangenheit. Ballenberg zu Bengtsfors, sozusagen. Hier kriegen wir nebst den alten, schönen Häusern auch eine schöne Aussicht über das Städchen Bengtsfors (hmjoa) und den See dahinter (wow).

Aussicht über Bengtsfors

Und ewig singen die Wälder.

Hinter dem Freilichtsmuseum gehts dann wieder in den Wald. Und da ist es einfach sehr schön. Die nordischen Wälder üben da schon eine spezielle Faszination auf uns aus. Und wir drei sind uns auch einig: Jetzt fühlt es sich an, als ob die Ferien erst richtig losgegangen sind. Die ersten Tage waren da eben nur Auftakt.

Nach guten 20 Minuten haben wir das Highlight erreicht: Den Lysetjärnen. Ein echter Bergsee. Obwohl wir nicht mal auf 200 m.ü.M. sind. Joya kühlt ihre Pfötchen im kalten Nass und wir machen ein kleines Päuschen, bevor es zurück auf den Trampelpfad geht.

Am Lysetjärnen

Am Lysetjärnen.

Nach einem Beinahe-Zusammenstoss mit einem Jogger und seinem Hund sind wir zurück auf dem Weg und laufen am Ufer des Sees auf die andere Seite. Es beginnt wieder zu regnen. War auch nicht anders zu erwarten. Aber es ist dennoch nicht unangenehm. auch wenn es jetzt aber schon deutlich abkühlt. Eine weitere, kleine Pause legen wir bei der Grillstelle unterhalb eines Fischerhäuschens ein. Ein langer Blick über den See zurück, von wo wir gekommen sind,  und weiter gehts.

Lysetjärnen - die andere Seite

Zurück nach Bengtsfors.

Rund 90 Minuten sind wir bis dahin unterwegs gewesen. Aber jetzt geht es sehr schnell, und wir sind wieder zurück bei der Jugendherberge. Ein schöner, kleiner Ausflug. Gerade richtig. Am Wetter angepasst und ein guter Einsteig für die kommenden Abenteuer. Es müssen nicht immer 20 km oder gar Tageswanderungen sein. Wer nach Bengtsfors findet, der sollte einen Ausflug an den Lysetjärnen in Betracht ziehen.

PS: Wer erinnert sich an den brända berget? der ist nämlich genau hier um die Ecke. Wer das noch nicht kennt, kann gerne hier nachlesen.

Dalsland 2020 - die ersten Tage

Der Auftakt und die ersten Tage.

Das Fernweh war gross. Und das seit einer geraumen Zeit. Die Planung fing schon um Weihnachten rum an. Und dann… bäm! Corona feiert Einzug wie so ein Faschingsgrüppchen durchs Dorf. Mit Tröten und Trärä. Und niemand mag das. Eigentlich. Nur ein paar Wenige finden es ganz ok so. Halt eben wie beim Fasching.

Das ganze Unterfangen drohte ins Wasser zu fallen. Aber da die Immobilien-Zuhälterfirma ein Stornieren oder Umbuchen sehr garstig erschwert hat, haben wir abgewartet. Und siehe da: Grenzöffnung, Lockerung, wir können fahren. Einige Sachen etwas weniger bedacht durchgeplant, aber nun steht alles. Die Koffer gepackt. Auto beladen und losgedüst. In der Zwischenzeit hat sich die Regierung neue Schikanen für Heimkehrer überlegt, aber wir sind jetzt nun mal fort. So oder so. Der Auftakt war stürmisch. Die ersten Tage sollten nicht minder so sein.

On the highway to hell.

Ja. Auch hier wieder ein Geschimpfe. Wie immer, wenn ich grössere Strecken auf deutschen Autobahnen fahre: Nein, die Deutschen fahren nicht besser als andere. Sie fahren schnittiger und schneller. Aber: Sie fahren genauso rücksichtslos. Nur eben viel schneller. Natürlich nicht alle. Aber eben genug, um eine Tagesreise nach Travemünde zum Höllenritt zu machen. Egal. Da muss man durch. Wir kommen nach rund 12 Stunden am Fährterminal an.

Take me back to my boat on the river.

Aufgrund einer relativ kurzfristigen Umbuchung gibt es auch am Terminal wieder genug Ärger. Wir können erst einchecken, nachdem wir die Buchung zu Boardkarten umwandeln (so weit, so gut… hätten das aber eigentlich gerne online gemacht), stellen uns dabei etwas doof an und verbrauchen das bisschen Nerv, das noch da ist, am Hilfeknopf. Aber auch diese Hürde nehmen wir dann (nur eben nicht ganz so gekonnt und schon gar nicht mehr so locker). Auf der Fähre angekommen knallen wir uns in die Kojen und soweit läuft dann mal endlich alles.

Von der Küste in den Wald.

Ohne grössere Probleme landen wir in Schweden und fahren nach Dalsland. Das Wetter wird zunehmend schlechter, aber das kann es dann halt doch mal geben. Nach rund 7 weiteren Stunden Autofahrt treffen wir in unserem neuen Heim ein. Und wir sind überwältigt. Es ist einfach traumhaft. Innen wie aussen. Wir sind bereit für die ersten Tage Wildnis und Abenteuer.

Das Traumhaus

It's raining again: die ersten Tage.

Drinnen angekommen sieht erst mal alles super aus. Sauber, schön, wohlriechend, genial. Wir richten uns also ein und machen die ersten Schritte in unserer Umgebung. Joya scheint das neue Revier zu mögen und ist sehr begeistert. Wir finden dann auch gleich eine tollen, kleinen Rundgang und den ersten Schiffsteg an unserem neuen Haussee. Diesen sehen wir vom Haus aus leider nicht, obwohl er nur ca. 150 Meter weg wäre. Aber diese kleine Bucht ist ja auch ganz nett, oder?

Blick über den iväg

Leider überschatten zwei Sachen unsere Freude: Der Herd funktioniert nicht. Die Vermieterin wohnt gleich nebenan und regelt das auch in den nächsten 48 Stunden. Warmes Essen fällt aber vorläufig aus.
Der zweite Bremser ist dann das Wetter. Es wechselt über die nächsten Tage zwischen Sturm, heftigem Regen, leichtem Nieselregen und herzlich wenigen und kurzen Sonnenmomenten.

Aller guten Dinge sind drei.

Der besagte Sturm bringt noch ein drittes Problemchen mit sich: Stromausfall. In einem grösseren Umkreis. Da hilft auch nichts anderes als warten. Kurz bevor dann das letzte (richtige) Licht draussen weg ist (ganz dunkel wird es hier zu dieser Jahreszeit ohnehin nicht), setzt der Strom wieder ein. Eine leichte Woge der Erleichterung geht durch uns (schliesslich haben wir ja Mobiltelefone und anderen elektrischen Tand mit… Nicht zuletzt der Kühlschrank).

Glück im Unglück.

Dadurch, dass unsere Kochnische nicht funktioniert, hat uns die Vermieterin zum Essen im Restaurant ihres Partners eingeladen. Wir ziehen zwar Take Away vor (Corona und die Tatsache, dass Hunde in Schweden nicht mit ins Restaurant dürfen), aber das Essen ist von derselben Speisekarte. Und oh my, das war ja mal extra Lecker! Daher gibt es von uns 2×2 Daumen hoch plus 4 Pfoten für ein Halleluja! Solltet ihr euch je einmal in diese Region verirren (und das rate ich jedem Wildnis- und Wanderfan!), dann besucht doch die Dalslands Aktiviteter. Da wird viel geboten: Von Hochseilpark, über Elchpark bis hin zu Ausritten und vieles mehr. Und eben… Nicht zuletzt: Die Gastube STENEBY GRYTAN. Das Essen ist einfach himmlisch!

Jetzt, wo alles in Schwung ist und hoffentlich das Wetter bald etwas aufhellt, kann es bald mit den Entdeckertouren losgehen. Obwohl, so gemütlich hier in diesen rustikalen, charmanten vier Schwedenwänden etwas zu entschleuningen tut uns auch ganz gut. Die ersten Tage waren zwar toll, aber doch noch nicht ganz so entspannend, wie insgeheim erhofft. Wir werden sehen und und ihr werdet hören/lesen. 

Bis bald, ihr Lieben. Nächstes Mal vielleicht mit etwas mehr Farben.

Sonnenschein in Dalsland