Wir pilgern in Dalsland

Pilgern in Dalsland.

Heute haben wir uns in die Fussstapfen vieler vor uns begeben und sind dann mal pilgern in Dalsand. Eine (nicht ganz so) kleine und feine Wanderung von Tisselskog aus.

Karte Tisselskog: Pilgern in Dalsland

Die Wanderung findest Du auf KOMOOT

Auf diesem Stein...

Wir starten heute bei der Kirche in Tisselskog. Das kleine, sehr abgeschiedene Dörfchen hat bloss eine Handvoll Häuser und wirkt fast, als würde es vom Wald verschluckt. Es gibt hier nix sonst. Aber eine grose Kirche mit einem ziemlich beeindruckenden Friedhof. Mag wohl daran liegen, dass der Pilgrimsleden in der Nähe durchgeht. Da sind die alten Christen Richtung Trondheim (damals Nidaros) gepilgert. Wir haben keine religiöse Motivation wie die damals, aber wir stapfen heute mal ein bisschen in ihren Fussstapfen.

Doch zuerst mal hinkommen.

Denn das Pilgern will auch in Dalsland gelernt sein. Und der Weg ist doch ein paar Kilometer abseits. Also rauf auf die Strasse, runter auf den Waldweg, hinein auf dem Trampfelpfad. Und der erste Stop offenbart sich: Der alte Standort einer alten Mühle. Abgesehen vom See gibts da aber nichts mehr. Gut gut, die Tafel, die besagtes Wissen vermittelt und ein gedeckter Sitzplatz. Drum auch gut für die erste Pause. Danach dauert es aber keine Minute und wir sind bereits auf dem Pilgerweg.

Irgendetwas zwickt unserem vierbeinigen Liebling in den Hintern und sie gibt Gas! Sie liebt diese kleinen Trampfelpfade quer durch den Wald deutlich mehr als alle anderen Wege überhaupt. Auch, dass wir kurz darauf bereits auf den ersten felsigen Hügel klettern kann sie nicht bremsen. Mit lachendem Herzen zieht sie in die Schlacht. Ähm, nein, zieht sie auf Pilgerfahrt. Hier oben ist es wieder sehr schön. Es erinnert uns sehr an die Wanderung im Sörknatten Naturreservat. Dieses ist ja sehr nahe. Um genau zu sein: Wir sehen den Sörknatten auch von hier aus. Zwischen uns und dem Berg liegt der Djup (bedeutet „Tief“. In der Nähe gibt es dann auch noch den Flat (dreimal dürft ihr raten…)

Blick gen Sörknatten

Pilgern in Dalsland: Der Norden hat seine Tücken.

Wir befinden uns auf dem nördlichen Teil des Pilgrimsledens. Und der hat es ganz gut in sich, müssen wir vermuten. Wir sehen heute ja nur einen kleinen Teilausschnitt (nicht mal eine ganze Tagesetappe). Aber was wir sehen ist schon tonangebend: Einen Grossteil der Wanderung gehen wir auf wilden Trampfelpfaden. Keine Kieswege oder kuratierten Wanderwege. Farbliche Markierungen an Bäumen und Steinen und leicht ausgelatschte Pfade. That’s it. Wenigsten für den grössten Teil.

Pilgern für Fortgeschrittene
Wetterschutzhütte, wenns beim Pilgern mal länger dauert.

Am Rumpesjön wird es noch wilder.

Hier zieht sich ein langgestreckter See duch die Felsen. Wir müssen hier zwei, dreimal sogar richtig klettern. Es ist wieder mal ein kleines Naturreservat und alles wild. Die Einsamkeit lässt vermuten, wie man sich als Pilgerer hier mit sich selber beschäftigen kann (oder wenigstens könnte). Introspektive, Seelensuche und der ganz Popanz. Wir sind einmal mehr von der Wildheit und schönheit Schwedens beeindruckt. Die Natur als Ganzes, sozusagen.

Beim Pilgern am Rumpesjön

Damit wir ja auch noch etwas Negatives zu berichten haben, lässt sich Jasmin noch von einer Wespe stechen. Gleich 2 Mal. Dasselbe Mistvieh. Nun denn, wir verlassen den Pilgrimsleden und streben den Rückweg an. Beim Auto angekommen machen wir noch einen schnellen Abstecher an den Strand bei Tisselskog (Ja, da hat es tatsächlich auch noch einen See) und fotografieren auch hier wieder Petroglyphen (Steinritzungen/-zeichnungen). Die hat es hier nämlich im ganzen Land, wenn auch keine so umfänglich und gross wie die, welche wir in Tanumshede gesehen haben.

Petroglyphen in Tisselskog
An der Küste

Eine Reise an die Küste

Heute haben wir was ganz anderes gemacht und das Waldland mal für einen Tag lang hinter uns gelassen. Wir haben dafür eine Reise an die Küste gemacht und viele tolle Sachen angeguckt.

Unser Wuffel, Revierpolitesse und Schmusebeauftragte, Nachbarschaftsspionin und Futter-Qualtätsprüferin, kriegt heute einen Tag an der Sonne. Nach den vergangenen Tagen, die meist von Wolken durchzogen waren, soll es heute durchgehend sonnig sein. Wir Zweibeiner haben uns also für einen Tag am Meer entschieden. So was von klar, dass die Mitteleuropäer beim Wort Sonne sofort zum Strand rennen, oder etwa nicht?

On the road again.

Joya lässt das Ganze erstmal kalt. Ist ja doch irgendwie diesselbe alte Leier: Die Alten brauchen Zeit, um in die Gänge zu kommen. Sie ist müde von den vielen Abeneuern und verlässt gerade mal fürs Frühstück den Ruhemodus. Auch auf dem Weg zum Auto ist nur minimalste Teilnahme zu verspüren. Ist ja ebenfalls nichts Neues. Denn hier liegt vielleicht der einzige unglückliche Punkt unserer Ferien: Vom Hause aus loslaufen auf eine aussergewöhnliche Tour: Leider nein. Wir sind zwar an einem wunderschönen See, aber da kann man leider nicht entlang laufen, denn es gibt keine Wege. Auch keine Trampelpfade. Also fahren wir immer mit dem Auto wohin. Das hat die Kleine sehr schnell erlickt und so wundert es denn auch nicht, dass selbst das Fortgehen zur Routine wird.

Schwups, mit einem Satz in die Box, Goodies entgegen nehmen, Türchen zu, Kofferraum zu und zack auf Tauchstation. Wir fahren dann mal run 100 Minuten nach Hamburgsund. Ich habe da auf einer Karte einen Leuchtturm auf einer Schäre entdeckt und der Fotograf in mir sieht eineinzigartiges Foto vor dem geistigen Auge. Das sich leider als kurzsichtig erweist.
Es war schon anhand der Karte nicht klar, ob man den Leuchturm auch schön zu sehen kriegt oder ob die Schären sich schön anordnen lassen. Egal. Spontan sein. Muss man ja. Und dann kommt es erstens anders, zweitens als man denkt.

Küstenklischées und die Google-Diasphora.

An der Küste
Pause an der Küste

In Hamburgsund angekommen ist es erstmal sehr schön. Der Tapetenwechsel zeigt sich sofort von der besten Seite. DIe Landschaft ist anders, die Dörfer sind ganz leicht anders, das Meer ergänzt offensichtlich den Stimmungswechsel. Dann geht es rüber zur Hamburgsö, eine Schäre die zum Ort gehört. nur: Festland und Schäre werden durch ca 40-50 Meter Meer getrennt. Und um die zu überbrücken müssen wir eine Fähre nehmen. Zu Fuss. Ein toller Start in ein neues Abenteuer. Uns gefällts und Joya hat erwartungsgemäss ihren Enthusiasmus wieder gefunden.

Laut Google maps. gehts nun 19 Minuten zum Aussichtspunkt. Wir laufen also los. Dummerweise verstehen wir uns heute nicht gut, der Google und ich. Ich behaupte, er hatte Mühe mit dem GPS und der Google sagt ich wäre falsch gelaufen. Wahrscheinlich hat er Recht. Aber zugeben werde ich das nur über meine Leiche. Egal. Wir landen in einer ganz anderen Bucht. und das nach mehr als 30 Minuten. Kein Leuchturm. Kein Klischéefoto? Doch, klar. Fischerhäuschen in einer Reihe in rot-weiss? Check!

Zurück zur Fähre. Erste negative Erfahrung mit anderen Hundehaltern in diesen Ferien? Check. Die gute Frau lässt doch einfach ihren angeleinten Hund immer näher zu unseren, ebenfalls angeleinten Joya, die zwischen uns sitzt und auf der Fähre etwas eingeengt ist. Ich sag ihr noch zweimal, sie solle ihn nicht ranlassen. Zu spät. Joya nimmt einen Satz, knurbellt ihne kurz an, lässt sich aber sofort wieder ablenken. Es tut mir etwas leid um den anderen Hundemann. Der sieht sehr sehr lieb und alt aus. In einer etwas weniger beengten Situation hätte das durchaus gut gehen können. Aber doch nicht in einer Flaschenhals Situation. Ich erkläre der Dame die Situation. Sie scheint zu verstehen. Oder auch nicht, denn kurz bevor wir die Fähre verlassen, kriege ich noch einen Erziehungstipp. Man gebe mir einen Klappspaten. Ich beerdige das Problem dann gleich hier und jetzt.

Die Stunde auf der Insel könnte man, aufgrund meiner schlechten Vorbereitung auch als verloren bezeichen, war aber sehr schön und immerhin sind 2 gute Sachen daraus entstanden: Joya könnte vergnügt schnüffeln und die Gegend erkunden und ich habe immerhin ein schönes Foto gekriegt. Ich glaube Jasmin hat es auch gefallen. Hoffe ich mindestens. Denn heute gebe ich etwas das Programm vor. Sie hat zwar gesagt, dass es ihr so lieb sei, aber ich tendiere da eher zu konsens. Mal sehen, wie sich der Tag noch so entwickelt.

Zurück ins Auto. Hund in die Box. Bezahlen füs Einsteigen in Goodies, Türchen zu zu und zack, Joya geht auf Tauchstation. Ich fahre mit den Mädels zu Station Nummer 2. Fjällbacka der Ort, die Kungsklyfta das Ziel. Nicht berücksichtigt habe ich hier, wie stark touristisch dieser kleine Ort dann ist. Ich mein, war ja logisch, wenn man sich die Klyfta anschaut. Aber realisiert habe ich das in meinem Tourplanungsrausch dann eben trotzdem nicht. Na, da sind wir, also los.

Dichtestress im Fischerstädtchen Fjällbacka.

Fischerstätdchen an der WEstküste

Wir stürzen uns ins Getümmel, lotsen Joya durch den Menschen- und Hunde-Dichtestress des kleinen Küstenstädtchens hin zur Klyfta. Hier müssen wir erstmal den Aufstieg über die Holztreppen machen, nur um Herauszufinden, dass wir jetzt noch über Felsen klettern müssen. Joya schaut etwas irritiert, gleicht sich nochmal mit mir ab, ob sie da jetzt wirklich hoch muss. Als sie versteht, dass es irgendwie da durch muss, schaltet sie auf Bergziegen-Modus um und drückt die Touren hoch. Ich, der ich am anderen Ende der Leine hänge, muss zuschauen, dass ich mithalten kann. Es ist mal wieder ein Abenteuer. Und es gefällt mir. Jasmin fällt etwas nach hinten, aber holt dann auch wieder auf. Wir ziehen also durch die Schlucht., begutachten beeindruckt die 3 festgeklemmten Steine in der Schlucht, die wie ein Dach über dem Durchgang hängen. Schön, was die Natur so alles vermag.

Kungsklyfta

Gut. Das haben wir also geschafft. Jetzt zurück zum Auto. Ach ja, der Dichtestress… Zwar gut händelbar, aber deutlich anstrengender als die Kletterei. Das Städtchen ist wunderschön, aber wir entscheiden uns dennoch, hier kurzen Prozess zu machen und mittendurch. Joya gibt ihr bestes und trotz den vielen Hunden braucht es nur ein einziges Mal eine laute Kundgebung, dass einer der Hunde einfach mal so doof ist. Wieder beim Auto haben wir eine sichtlich erleichterte, aber auch schon wieder müde Hundedame. Der Prozess hier ist derselbe wie zuvor: Schwups, mit einem Satz in die Box, Goodies entgegen nehmen, Türchen zu, Kofferraum zu und zack auf Tauchstation.

Eine Reise an die Küste. Diesmal für den Hund.

Veddö an der Küste

Wanderparkplatz. Einsamkeit. Endlich hundegerechtes Programm, denkt sich eine erleichterte Hundedame, als der Kofferraum das nächste Mal aufgeht. Naturreservat Veddö unser Ziel. Wiesen, Felsen, Heidekraut. Wie schon so oft zuvor. Schwedische Natur wie wir sie erwarten. Mit einem Unterschied: Heute gibt es Meer statt See. Uns gefällts, Joya ekelt sich wieder vor dem Salzwasser. Aber planschen kann man trotzdem. Nur nicht zu viel.

An der Küste auf Veddö

Wir wandern also über Wiesen, klettern über flachen Fels und einmal rund um die Insel. Wir finden auch noch einen tollen Strand. Jasmin geht baden. Joya und ich spielen etwas. Joya macht Hundeblick und ich sehe zu, wie lange ich standhaft bleiben kann. Ich verliere das Spiel. Regelmässig sogar. Dafür gewinnen wir Zweibeiner das grosse Meta-Spiel. Joya hat völlig vergessen zu bellen, wenn Jasmin weiter ins Meer raus schwimmt. War sonst so üblich. Selbst wenn wir gerade mal kein Goodietausch veranstalten: Sie kann sich selber beschäftigen und zeitweise Jasmin sogar aufmerksam beobachten, ohne ihren Unmut kund zu tun.

Den kurzen, aber schönen Rest der Wanderung gehen wir entspannt und sehr gemählich. Hundi ist zufrieden und müde. Jasmin geht es genau so. Nicht so bei mir. Ich habe noch einen Punkt auf der Liste. Und solange wird man nicht müde. Niemals. oder so ähnlich. Beim Auto zeigt sich die bekannte Szene: Schwups, mit einem Satz in die Box, Goodies entgegen nehmen, Türchen zu, Kofferraum zu und zack auf Tauchstation. Diese Reise an die Küste hat unserem Vierbeiner definitiv am besten gefallen.

Holzsteg an der Küste von Veddö

Letzer Halt: Bronzezeit.

Ab ins nahe gelegene Tanumshede. Dort sehen wir uns die Steinritzungen aus der Bronzezeit an. Ohne die Einfärbung durch die Archäologen würde man die Motive gar nicht erst sehen. und trotzdem: Das hier, das ist Weltkulturerbe. Wie das Taj Mahal. Oder  die Pyramiden. Dort bauen 1000 von Menschen unsinnig grosse Monumente. Hier hauen Sie Figuren in den Stein. Effizient, würde man wohl sagen. Und auch wirklich beeindruckend. Hinterlässt bei mir so etwas wie historio-romantische Gefühle: Altertum. Einfach geil!

Hällristningar Tanum

Nach der Reise an die Küste

Ich erspare euch hier die schwups – zack Routine. Aber glaubt mir, auch dieses Mal ging es so. Nur dieses Mal ist klein Joya komplett erschöpft. Wir sind keine 30 Minuten bei den Felszeichnungen rumgelaufen. Aber der ganze Tag hinterlässt seine Spuren.

Vom Hund sehen und hören wir nichts mehr. Bis wir zuhause sind. und eigentlich auch dann nicht mehr. Der Feierabend hat für Joya schon etwas früher begonnen. Jasmin wird noch für ihre Geduld belohnt und kann einem Elch in die Augen sehen. Zwar vom fahrenden Auto aus. Und auf ein paar Meter. Aber eben trotzdem. Elchsichtung sind eigentlich gar nicht so häufig. Und man sagt den Touris auch, dass es so selten ist, dass man es nicht erwarten sollte. Aber Jasmin sieht in ihrem ersten Urlaub Elche. Wild. Und gleich zwei Mal. Soviel zu Wahrscheinlichkeiten und Statistik.

Nach dieser Reise an die Küste mache ich es wie in rauer Urzeit und lasse ich den Laptop heute Abend ruhen und schreibe diese Zeilen am Tag danach. Denn so eine Reise an die Küste macht müde. Also aus die Maus, Ruhe im Karton. Vi hörs, liebe Freunde!